Contergan – Ein neuer Umgang mit den Betroffenen?

Erst jetzt nach der Ausstrahlung des Zweiteilers „Eine einzige Tablette“ in der ARD scheint sich etwas neu zu bewegen.
Wie dieser Spiegel-online Meldung vom 09.11.2007 zu entnehmen ist, wird die Bereitschaft zu einem Gespräch zwischen dem Geschäftsführer des Unternehmens und den Betroffenen signalisiert.

Zitat aus dem o.g. Spiegel-online Bericht:
Aachen – Der Geschäftsführende Gesellschafter von Grünenthal, Sebastian Wirtz, ist grundsätzlich zu einem Treffen mit Contergan-Geschädigten bereit. Der Rahmen müsse aber „angemessen“ sein, also ohne Medien, sagte der 37 Jahre alte Enkel des Grünenthal-Gründers der „Aachener Zeitung“ und den „Aachener Nachrichten“.

Herr Wirtz vielen Dank für dieses Gesprächsangebot.

Zitat aus dem o.g. Spiegel-online Bericht:
Seine Familie und die Firma trügen keine moralische Schuld an der Tragödie, aber eine moralische Verantwortung.

Eine Schuldzuweisung ist aus meinen vorstehenden Berichten auch nicht zu entnehmen. Lediglich eingefordert habe ich selbst die Anerkennung der moralischen Verantwortung.
Dass dem Unternehmen für eine weitere finanzielle Hilfe an die Betroffenen die Hände gebunden sind, ergibt sich aus der jetzigen Rechtslage.

Doch genau diese ist es, wo ich der Auffassung bin, die moralische Verantwortung tragen ebenso die Parteien CDU, SPD und FDP sowie weitere Persönlichkeiten, welche seinerzeit zu eben dieser Rechtslage beigetragen haben.

Zitat aus dem o.g. Spiegel-online Bericht:
In der durch die WDR-Produktion ausgelösten Debatte über eine Entschädigung für Contergan-Opfer hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) Gespräche zwischen Grünenthal und Betroffenen angeregt. „Viele Spätschäden weit über die Behinderung hinaus waren bei Abschluss des Vergleichs noch nicht absehbar“, sagte die Ministerin Schmidt den „Ruhr Nachrichten“. Zur Frage, ob die monatlich maximal 545 Euro betragende Entschädigung nicht erhöht werden müsse, räumte sie ein: „Es besteht das Problem, dass mit dem Vergleich und der Stiftung damals die Frage der Entschädigung rechtlich abschließend geregelt worden ist.“

Hierzu möchte ich anmerken, dass bei der medizinischen Beurteilung gefordert war, nicht den kindlichen Einschränkungsgrad zu ermitteln, sondern die sich aus den gesundheitlichen Beeinträchtigungen ergebenden Zustände. So jedenfalls erklärte mir es man seinerzeit in der Uni-Klinik. Es ging also um die Feststellung was wird es an Gesamtbeeinträchtigungen geben.
Noch kann ich laufen, wenn auch immer schlechter, aber man sagte mir seinerzeit schon, ich solle mich darauf einstellen später im Rollstuhl sitzend leben zu müssen. Genau diese zukünftigen Einschränkungen sollten beurteilt werden! Damit dürfte klar sein, dass die Äußerung zu den Spätschäden so nicht haltbar sein kann!

Weiterhin anmerken möchte ich noch, ob die jetzige Rechtslage überhaupt weiterhin Bestand haben kann, wenn dem Vorwurf des Prozessbetruges von Seiten der Staatsanwaltschaft nachgegangen würde. Da ein Prozessbetrug nicht der Verjährung unterliegt, wäre hier meines Erachtens dringends eine rechtliche Klärung erforderlich.
Danach, denke ich, kann es erforderlich sein, die bisherige Regelung über die finanzielle Entschädigung neu zu überdenken.

Wie es jedoch aussieht, werden die Betroffenen von seiten des Pharma-Konzerns jetzt ernsthafter beachtet, von den Politikern aber immer noch nicht!

Contergan – Warum ein Skandal?

Zur Beantwortung dieser Frage mögen die folgenden Links dienen.

Mehr Informationen über den Contergan-Prozess und das Verhalten von Verantwortlichen sind auf der Internet-Seite DasErste.de – Contergan nachzulesen.

Ebenso über den Prozessbetrug sowie die Tierversuche ohne negativem Ergebnis über die Nebenwirkungen.

Wie kommt man möglichst unbeschadet aus solch einer Katastrophe? Die wahren Hintergründe des Contergan-Skandals

Durch den Erfolg des Vorgehens wird dieses auch heute noch gerne kopiert. So hat man sich aus der finanziellen Verantwortung gestohlen, aber nicht aus der moralischen. Eine moralische Verantwortung scheint es, meiner Ansicht nach, jedoch seinerzeit nur bei wenigen verantwortungtragenden Personen in der Bundesrepublik gegeben zu haben. Wie sonst hätten alle Beteiligten aus Wirtschaft und Politik so handeln können. Wir sind und bleiben meines Erachtens eine „Bananenrepublik“ die sich Rechtsstaat nennt, aber wo sich das Recht meistens auf der finanziell bessergestellten Seite einfindet.

Contergan – Tragödie, Skandal ?

Für mich ist mein Leben eben meines, welches ich mir versuche so zu gestalten, dass es erträglich und lebenswert bleibt.

Wie im gestern ausgestrahlten 1. Teil des Spielfilms Eine einzige Tablette in der ARD deutlich wurde, erging es auch meinen Eltern und mir. Das erste Kind geboren und dann – nicht gesund. Zumindest nicht so wie normale Babies. Allerdings war alles Lebensnotwendige da: Kopf, Rumpf, Arme und Beine. Nur das Händchen und die Wirbelsäule waren nicht so wie sie sein sollten. Keine halbe Stunde alt und schon den ersten Gips. Dazu kam die Frage nach dem Warum, Wieso und Weshalb.
Diese Frage stand im Raum bis, ja, bis ein Bericht im Fernsehen über Contergan seinerzeit lief. Meine Eltern erkannten das Medikament wieder und fanden damit auch die Ursache für meine Beeinträchtigungen. Sie besorgten sich auch die Unterlagen, dass meiner Mutter Contergan verordnet wurde.
Es war eine Tragödie. Für alle. Das Medikament wurde in Deutschland vom Markt genommen.

Zu einem Skandal wurde es erst im Umgang mit dieser Tragödie.