Contergan – Die Suche nach der Wahrheit – Teil I

Die Suche nach der Wahrheit über die Entwicklung und Wirkung des Medikamentes Contergan und über den weiteren Umgang mit Ansprüchen sowie Rechten der Betroffenen ist nicht leicht.

Schnell stößt man an eine Mauer. Eine Mauer des Schweigens, denn mit der Aufklärung verbunden ist die Vergangenheitsbewältigung unserer jüngeren Geschichte.

Bei Wikipedia ist über Heinrich Mückter, als wissenschaftlicher Direktor bei dem Stolberger Pharmaunternehmen Grünenthal folgendes nachzulesen (Zitat zum Erhalt des Zusammenhanges, falls der Link nicht mehr funktioniert):

Heinrich Mückter (* 14. Juni 1914 in Körrenzig[1]; † 1987) war ein deutscher Mediziner, Pharmakologe und Chemiker. Von der polnischen Justiz wurden ihm medizinische Experimente an KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern während der Zeit des Nationalsozialismus vorgeworfen. Einer Verhaftung entzog er sich durch Flucht in die westlichen Besatzungszonen.[2] Öffentlich bekannt wurde er in seiner Funktion als wissenschaftlicher Direktor bei dem Stolberger Pharmaunternehmen Grünenthal, wo unter seiner Leitung das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan entwickelt wurde.

Von seinen frühen Lebensjahren ist wenig bekannt.

1933 wurde er Mitglied der SA und 1937 Mitglied der NSDAP.[1] In den Jahren des Zweiten Weltkriegs war er Stabsarzt und stellvertretender Direktor des Instituts für Fleckfieber und Virusforschung des Oberkommandos des Heeres in Krakau. Mit menschenverachtenden Methoden wurde dort der Weigl-Impfstoff gegen Fleckfieber hergestellt. Bei den „medizinischen Experimenten“ wurden KZ-Häftlinge als Versuchspersonen missbraucht, nicht wenige starben dabei. Polnische Zwangsarbeiter kamen als Wirte für die Erregerläuse zu Tode. 1946 stellte die Krakauer Staatsanwaltschaft deshalb Haftbefehl gegen Heinrich Mückter, dem er sich jedoch durch seine Flucht in die westlichen Besatzungszonen entziehen konnte.[3] [4]

Ab 1946 arbeitete Heinrich Mückter bei der Grünenthal GmbH in Stolberg. Dort entwickelte er die Substanz N-Phthalylglutaminsäureamid, die die Bezeichnung Thalidomid erhielt. Thalidomid bildete die Grundlage des Schlaf- und Beruhigungsmittels Contergan, das am 1. Oktober 1957 in den Handel gebracht wurde und als in Deutschland nicht verschreibungspflichtiges Präparat überwiegend an schwangere Frauen beworben wurde. Thalidomid war aber nicht nur die Grundlage für Contergan, sondern wurde auch Präparaten wie Grippex und Algosediv beigefügt. Contergan ist für die Fehlbildung von ca. 5.000–10.000 neugeborenen Kindern, die Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre zur Welt kamen, sowie für zahlreiche Fehlgeburten verantwortlich. Ende 1961 wurde der Vertrieb des Präparates durch die Geschäftsführung gestoppt.

Danach wurde der Sachverhalt sieben Jahre lang untersucht. Schließlich begann im Januar 1968 ein Prozess gegen Heinrich Mückter und weitere verantwortliche Mitarbeiter der Grünenthal GmbH. Dieser wurde durch die nordrhein-westfälische Landesregierung beschleunigt und endete im April 1970 mit einer Einstellung des Verfahrens „wegen geringer Schuld wegen geringer Bedeutung für die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland“. Diese Einstellung des Verfahrens galt nicht nur damals als ein Justizskandal.

Einzelnachweise:
1. ↑ a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 418.
2. ↑ Gregor Taxacher: Erfolgsstory mit katastrophalem Makel (WDR)
3. ↑
Vgl. Gregor Taxacher: Erfolgsstory mit katastrophalem Makel (WDR) mit Foto von Heinrich Mückter
4. ↑ Pharma-Brief 1/1999 der BUKO Pharma-Kampagne

Aus dem vorgenannten und verlinkten Pharma-Brief von der Webseite http://www.bukopharma.de folgendes Zitat (zum Erhalt des Zusammenhanges, falls der Link nicht mehr funktioniert):

Gegen Heinrich Mückter wurde deshalb 1946 von der Krakauer Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen. Doch dieser hatte sich bereits in die westlichen Besatzungszonen abgesetzt und war in die Dienste der Firma Grünenthal eingetreten. Wir baten Grünenthal um eine Stellungnahme und bekamen folgende Antwort: „Wir haben keine Erkenntnisse über Umstände und Indizien, die bei seiner Einstellung durch die Chemie Grünenthal im Jahr 1946 Zweifel an seiner persönlichen Integrität hätten wecken können. […] Von einem angeblichen Haftbefehl polnischer Stellen aus dem Jahr 1946, der sich auf ein angebliches Fehlverhalten Dr. Mückters gegenüber Mitarbeitern und auf einen Abtransport der Institutsausrüstung stützen soll, haben wir erst durch eine Sendung im WDR im Februar 1999 erfahren.“(19) Grünenthal empfindet die Enthüllung als Störfall – weiter nichts. Weder Bedauern noch ein Eingeständnis von Schuld sind erkennbar. Daß sich eine Firma offensichtlich nicht um die menschenverachtende Vergangenheit ihres Forschungsleiters gekümmert hat oder kümmern wollte, wirft ein deutliches Licht auf die ethischen Maßstäbe ihrer Forschung. Thalidomid war kein Zufall! (CF)

Hier beende ich zunächst den Bericht mit einem sehr unguten Gefühl.

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