Wie jedes Märchen, so möchte ich auch diese frei erfundene Geschichte beginnen.
Es war einmal ein Staat, in dem die Menschen in Frieden und Freiheit leben konnten. Er war ein Rechtsstaat, hatte eine soziale Marktwirtschaft und gehörte einer Union an. Daneben gab es noch weltweite Gruppen, welche die wirtschaftlichen Belange eines jeden Staates mitbestimmten.
Die gesetzlichen Regelungen für alle Bürger wurden in einer Union und in den einzelnen Regierungen entschieden. Wenn auch ab und an die Regelungswut der Union den Bürgern nicht gefiel, so konnten doch alle damit leben. Dem Bürger war es egal, wie groß, lang und breit eine Banane sein musste, wichtig war ihm, dass er sie sich kaufen konnte.
Dieses ruhige Zusammenleben mit allen anderen Staaten auf der Welt, wurde durch einen ziemlich fiesen, hinterhältigen und verabscheuungswürdigen Anschlag torpediert. Dieser Angriff auf die Zivilbevölkerung und deren Lebensweise führte zu einer noch nie da gewesenen Einigkeit auf der Welt, die Täter zu finden, aufzuspüren und eine Wiederholung zu vermeiden. Im Rahmen der Suche nach solchen Übeltätern gingen die Vorstellungen einiger Personen soweit, dass sie am liebsten erst mal jede Person als potentielle Gefahrenquelle einstuften.
Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Staaten eigneten sich hervorragend, um dieses umzusetzen. In der Folge wurde aus einen freien Land mit freien Bürgern ein überwachter Überwachungsstaat. Die Menschen, die dort lebten, konnten sich zum Teil noch aus erhaltenem Lohn die Nahrungsmittel, auch Bananen kaufen, aber der überwiegende Teil der Bevölkerung war froh nicht hungern zu müssen. Es gab ja keine soziale Marktwirtschaft mehr, denn die Regierung sorgte mit Festpreisen bei Mehl und Milch dafür, dass jeder sich noch Brot backen und Milch trinken konnte. Die Wohnungsmiete konnte man nur noch aufbringen, wenn mindestens 3 Mindestverdienste in einer Haushaltskasse waren, was so ungefähr 1.200 Euronen ausmachte. Der Stromverbrauch für die Benutzung des Computers und des Fernsehers wurden als vom Staat finanziert angesehen, weil er die Gema- und Rundfunk- und Fernseh-Gebühren abschaffte. Als Ausgleich dafür aber endgültig von der zimperlichen zu einer saftigen Besteuerung der Kapitalgesellschaften übergehen musste.
Wie konnte es dazu kommen ?
Als erstes freute man sich, dass der Staat in wirtschaftliche Schieflage geriet und das wurde gnadenlos ausgenutzt. Es wurden Gesetze eingefordert, die wirtschaftliche Monopolstellungen unterstützten, „Lizenzen zum Gelddrucken“ erteilt. Ohne einen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden, gaben die Politiker die Zustimmung zu Gesetzen, durch die sie innovative Firmen vertrieben. Die Bevölkerung hat zwar hin und wieder mal lauthals geschrieen, doch das zählte nicht. Man sah das Problem und Risiko, doch nahm es billigend in kauf. Die Wirtschaft entwickelte sich schnell. Plötzlich waren nur noch ein paar große Unternehmen übrig blieben.
Zeitgleich gab es eine Entwicklung in einer Branche, die es sehr einfach machte, eine Kontrolle über alle und alles, innerhalb eines kurzen Zeitraumes und ohne Einschränkung zu erhalten. Es war eine Computerentwicklung. Lediglich stand für die Wirtschaft ihr Verdienst an erster Stelle, doch den Politikern wollte man das ja so direkt nicht sagen und behalf sich mit dem Hinweis, das bei Anwendung der neuen Techniken und der neuen Software, die Bekämpfung des Terrors sehr schnell erfolgreich sein kann.
Jetzt musste man nur noch die Bevölkerung dazu bringen, dass auch wirklich alle einen Computer benutzten. Wenn sie es nicht aus freien Stücken taten, nun gut, das Fernsehen war seinerzeit sehr beliebt. Also bot man einen Billig-Computer an, der auch mit dem Fernsehen zu verbinden war. Das gesamte Wirtschaftssystem war ja schon auf Computer aufgebaut, sodass zwischenzeitlich auch die Oma ihr Geld aus einem Geldautomaten holte. Ihr konnte man auch schnell die Tasten – Klickerei beim Computer erklären und schon waren auch wirklich alle Menschen, die älter als 5 Jahre waren, mit dem Umgang vertraut.
Kaum jemand machte sich Gedanken über das, was der Computer machte, sobald er eingeschaltet war. Selbst die besten Computer-Leute im Lande konnten nichts an diesen Geräten machen, weil sie eingeführt wurden und die Software war schon eingespielt. Alle Versuche der Analyse und des Auseinandernehmens halfen nichts, denn die Computerteile waren so verschlüsselt, dass niemand, außer dem Hersteller, die Verschlüsselung kannte. Die gesendeten Informationen liefen grundsätzlich nur bei einer geheimen Stelle ein und diese wertete sie aus. Nach Belieben informierte sie weitere Stellen der Regierung.
Die Menschen, die zu Beginn noch Arbeit hatten, wurden mit einer Abgabenlast überhäuft. So kauften sie immer weniger an Nebensächlichkeiten wie CDs, und welche, die nicht auf allen Geräten liefen, erst recht nicht. Kleidung wurde nur im Bedarfsfall ersetzt, Kinobesuche wurde Geburtstagsgeschenke und ein Theaterbesuch konnten sich nur noch sehr wenige leisten. An ein eigenes Haus, dachten immer weniger und etliche mussten es auch wieder verkaufen, weil sie die Zinsleistungen bei geringer werdenden Verdiensten nicht mehr aufbringen konnten. Deshalb gingen zunächst in diesen Bereichen Arbeitsplätze verloren und anschließend traf es die Autoindustrie. Sogar der Lebensmittelbereich kämpfte, um wenigsten einen kleinen Gewinn im Unternehmen zu erzielen. Die Computer-Industrie war zwischenzeitlich komplett ausgewandert, denn die Programmerstellung wurden durch das Patentrecht oder andere Gesetze unmöglich gemacht und nur ein ganz kleiner Rest beschäftigte sich noch mit der Ersatzteillieferung von Tastatur, Monitor und Computermouse.
Da die Kinder zwar in Kinderhorten, ab dem 3.Lebensjahr, untergebracht waren und die Mütter einer Arbeit nachgehen konnten, gab es für die meisten nach dem Einheitsschulabschluss keine Arbeitsstelle mehr. Selbst die haushaltsnahen Jobs wurden nicht mehr angeboten, weil die Arbeit nicht mehr zu bezahlen war. Trotz Mindestlohn und ohne Sozialversicherungsabgaben, sondern nur einer kleinen Pauschale.
Dabei hatten sie zwar in ihrer damaligen Verfassung Rechtsstaatlichkeit und Freiheit als Grundrechte stehen, doch geblieben sind ihnen nur die Menschenrechte. Alles andere war den Gesetzen der Regierungen oder dem Gesetz des Marktes zum Opfer gefallen. Die Anwendung der bis dahin bestehenden Gesetze wurde nur teilweise genutzt. Die Bevölkerung wurde durch neue bescheidene Gesetze kriminalisiert, was eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme für die Polizeikräfte und die Gerichte war. In diesen Bereichen entstanden neue Arbeitsplätze. Die Bürger jedoch wurden mit Zahlungen für irgendwelche Lizenzen, Gebühren oder Abgaben belastet. Bei 3 Mindestverdiensten reichte es gerade für die Miete, den Strom und einen sehr geringen Lebensunterhalt. Die Arbeitslosen bekamen eine Art Sozialhilfe, die allerdings so niedrig ausfiel, sie sich nur das absolut Notwendigste leisten konnten. Brauchten sie ein Ersatz für einen Herd, waren sie verpflichtet diesen Anspruch erst durch Nachfrage in der Verwandtschaft oder Bekanntschaft zu decken. Sollte jemand ein Gerät erübrigen können, so musste man es nehmen.
Als es soweit gekommen war, fragten sie sich wie das geschehen konnte. Sie hatten doch immer freie und geheime Wahlen, lebten in einer Demokratie und einer Marktwirtschaft. Doch sie wussten selbst, bei jeder Wahl war es nur eine Wahl zwischen zwei Übeln. Doch bezüglich den Gesetzen des Marktes (der Größere frisst den Kleineren), hatten sie keine Chance, weil alle an der Gesetzgebung Beteiligten früher zum eigenen Nachteil ihres Volkes und ihrer Wirtschaft entschieden hatten. Als sich diese Erkenntnis durchsetzte war es leider viel zu spät.
Die arbeitende Bevölkerungsschicht musste in der Woche 48 Stunden arbeiten, hatte nur den Mindestlohn und das mal bekannte Renteneintrittsalter wurde abgeschafft. Die Rentenversicherung war alleine zu einer Angelegenheit der Arbeitnehmer erklärt worden, weil der Staat keine finanziellen Leistungen dafür aufbringen konnte. Es gab zu viele Leute ohne einen Job und niemand wusste wie wieder Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. So lebten sie denn, mehr schlecht als recht bis zu ihrem Lebensende in absoluter Armut. Die Hoffnung, ihre Kinder könnten es besser haben, haben einige nie aufgegeben.
Niemand wusste, wie man sich aus diesem Geflecht wieder befreien kann, um ein menschenwürdiges Leben mit einer florierenden Wirtschaft in einem Rechtsstaat wieder herzustellen.
Nach langer Zeit beschloss die Bevölkerung in einer großen Abstimmung den Bruch mit den restlichen Staaten der Welt. An den Grenzen ihres Territoriums errichteten sie eine riesige Mauer. Sie unternahmen den Versuch eine eigene geschlossene Wirtschaft aufzubauen. Sie entledigten sich aller Dinge, welche die Überwachung und die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft in der alten Form ermöglichten. Leider bemerkten sie dabei, dass sie wieder ganz von vorne mit ihrem gesamten Aufbau beginnen mussten, weil ihre Bürger zwischenzeitlich nicht mehr über das erforderliche Grundlagenwissen verfügten. Die freie Lehre wurde wieder eingeführt und von Ackerbau und Viehzucht bis zur Industrie alles umgestaltet. Doch ein riesiges Problem stellten die fehlenden Bodenschätze und Ressourcen dar, welche benötigt wurden. Weitestgehend konnten sie durch Alternativen ersetzt werden. Wo es nicht klappte, wurde nach neuen Techniken geforscht. Das Leben der Bürger veränderte sich dadurch nur in kleinen Schritten. Sie laufen der Entwicklung der restlichen Welt weiter hinterher, haben dafür jedoch einen eigenen Rechtsstaat nach ihren Vorstellungen und ein freies Leben.
PS: Dieses ist eine absolut erfundene Geschichte über die Welt der Zukunft und ihr Zusammenleben. Sämtliche Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Personen sowie existierenden Staaten, Organisationen oder Verbänden und ähnliches sind reiner Zufall . Ich hoffe, dass die vorstehende Phantasiegeschichte nie Wahrheit wird !
Ein Gedanke zu „Eine kleine Phantasie-Geschichte für die Zukunft“