Aiko

Frei erfundene Geschichte ohne Bezug zur Wirklichkeit, lebenden Personen oder existierenden Firmen!

Aiko

Es ist der 23. Februar und der Winter hat auch in Bielefeld Einzug gehalten. Wie jeden Tag ist Torsten seit 10.00 Uhr in seinem modern eingerichteten Büro. Zurückgelehnt in seinem Sessel ruht der Blick auf Aiko ´s Bild, dass er sich als Bildschirmschoner eingerichtet hat.

Seine Gedanken kreisen um die eben geführte Besprechung mit seinen Mitarbeitern über eine Anfrage aus Japan. Die Firma Kuzuami aus Osaka bittet ihn um die Mitarbeit bei der Erstellung eines neuen Computerprogramms. Er stellt sich, wie auch seine Mitarbeiter vorhin, die Frage, wieso solch eine Anfrage ausgerechnet an eine kleine Firma in Deutschland gerichtet wird. Sollte er diesen Auftrag annehmen, müsste er nach Osaka reisen. Im Stillen hat er sich schon öfters gewünscht Japan während der Kirschblütenzeit zu besuchen, vor allem seit er mit Aiko chattet. Bei dem Gedanken schaut er auf die Uhr und beschließt den heutigen Arbeitstag zu beenden.
In seiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung angekommen, nimmt er in seiner kleinen Küche die Kaffeemaschine in Betrieb und holt sich aus dem Kühlschrank einen Salat. Mit dem Salat begibt er sich ins Wohnzimmer. Dort stellt er seinen Salat auf dem kleinen Tisch ab und schaltet den PC an. Im Chat eingeloggt sucht er nach Aiko, als der Kaffeeduft aus der Küche seine Nase erreicht. Der Duft dämpft seine Enttäuschung, dass er auf Aiko wohl noch ein kleinwenig warten muss. So begibt er sich in die Küche, nimmt die Thermoskanne mit Kaffee
sowie seine große Tasse und geht zurück ins Wohnzimmer. Während sein Blick gespannt auf die Chatteilnehmer gerichtet ist, genießt er seinen Salat. Plötzlich meldet sich auch Aiko mit ihrem Pseudonym an.
Sie tauschen die Begrüßungsfloskeln aus und unterhalten sich über Musik. Im Hintergrund wird vom Internet-Radio-Sender gerade eines der Lieblingsstücke von Torsten gespielt.
So nebenbei fragt er Aiko auch nach den in Japan üblichen Umgangsformen bei privaten und Geschäftskontakten. Die Kenntnis darüber ist für ihn eine wichtige Information, zumal er eine Japan-Reise unternehmen muss, wenn er den Geschäftsauftrag annimmt. Noch bevor er sich von Aiko verabschieden kann, ist sie ausgeloggt. Verwundert schaut er auf den Monitor und hoffte, dass Aiko wieder in den Chat zurückkommt. Doch an diesem Abend wartet er vergeblich. Gegen Mitternacht schaltet er den Computer aus und fragt sich immer noch wieso die Verbindung plötzlich unterbrochen wurde.
Am nächsten Morgen in der Firma drehen sich seine Gedanken wieder um die Anfrage aus Japan. Auf eine Rückfrage zu den Wünschen erhält er von der Firma Kuzuami eine Einladung zu einem persönlichen Besuch mit dem Hinweis, dass alles weitere schon geregelt sei und er nur noch per Email den Besuch bestätigen möge. Total überrumpelt fühlend schreibt er die Bestätigungsmail und denkt dabei auch an die Möglichkeit Aiko persönlich kennen zu lernen.
Gegen Mittag kommt ein Bote in die Firma und überreicht einen an ihn persönlich adressierten Brief. Darin befindet sich neben dem Flugticket, für einen Flug am nächsten Tag nach Tokio, auch die Information, dass er dort von Herrn Wu erwartet wird.
Somit bleibt ihm nur noch kurze Zeit, seine Mitarbeiter zu informieren und zu Hause den Koffer zu packen.
Am Abend hoffte er noch mit Aiko chatten zu können, um ein Treffen im Hotel in Osaka vereinbaren zu können. Doch solange er auch wartet, sie loggt sich nicht im Chat ein.
Am frühen Morgen macht er sich auf den Weg zum Flughafen. Während des Fluges von Frankfurt nach Tokio grübelt er immer noch über den Anlass, freut sich aber auch über die Möglichkeit Aiko in Osaka vielleicht zu treffen. Kurz vor der Landung in Tokio überlegte er, wie er den Herrn Wu ausfindig machen könnte, denn er war ihm völlig unbekannt.
Diese Sorge vergaß er jedoch als er nach der Ankunft im Terminal über Lautsprecher hörte, dass er sich bei der Information melden möge. Er schaute sich um, wo der Informationsstand sei und ging dann zügig darauf zu. Als dort seinen Namen nannte wurde er freundlich an einen Herrn neben sich verwiesen, welcher sich als Herr Wu vorstellte. Höfflich bat Herr Wu ihn, ihm zum Auto zu begleiten. Während der Fahrt von Tokio nach Osaka erklärte Herr Wu, dass sie zunächst zur Firma von Herrn Kuzuami fahren würden und er ihn anschließend zum Hotel bringen würde.
Bei der Firma angekommen begleitet Herr Wu ihn noch bis zum Empfang. Dort wartete schon die Empfangsdame. Sie stellt sich als May Linn vor und bittet ihn ihr zu Herrn Kuzuami zu begleiten. Sie öffnet am Ende des Flures eine Tür und bitte ihn einzutreten, bevor sie sich wieder zurück zum Empfang begibt.
Nun fühlt Torsten sich leicht bedrückt zumal er nicht genau weiß, wie er sich in der für ihn fremden Kultur verhalten soll. Bekannt ist ihm jedenfalls, dass die in Europa übliche Begrüßung mit Händeschütteln nicht mit der japanischen zusammenpasst. Da kommt auch schon Herr Kuzuami, mit der ausgestreckten Hand zur Begrüßung ausgestreckt, entgegen und bittet ihn auf dem Sofa in der im Raum befindlichen Sitzecke Platz zu nehmen. Nach kurzer Zeit klopft es an der Tür und eine junge Frau betritt mit einem Tablett auf dem Arm den Raum und stellt es auf dem Couchtisch ab. Herr Kuzuami bietet Torsten eine Tasse Tee an, die er dankend annimmt. Es ist der in Japan so beliebte Sake. Während der Besprechung dreht es sich mehr um Privates, was Herr Kuzuami von Torsten wissen möchte, als das er etwas Näheres über den Anlass seines Aufenthaltes hier erfährt. Zum Abschluss lädt ihn Herrn Kuzuami zum Abendessen zu sich nach Hause ein. Sie verabschieden sich und Torsten geht zum Empfang zurück, wo schon Herr Wu wartet, um ihn zum Hotel zu fahren.
Auf der kurzen Fahrt, grübelt Torsten immer noch darüber, weshalb er hier in der Großstadt Osaka ist. Er fühlt sich vom Flug und der Besprechung jetzt doch leicht mitgenommen und ist gar nicht so erfreut, dass er in drei Stunden schon wieder bei Herrn Kuzuami erscheinen soll. Hatte er sich doch eigentlich einen ruhigen Abend vorgestellt, wo er wieder mit Aiko chatten könnte.
Im Hotel angekommen erledigt er die Anmeldeformalitäten und erkundigt sich nach einer Internet-Zugangsmöglichkeit. Freundlich erklärt der Portier, dass er alles was er benötige im Hotelzimmer vorfinden werde. Bevor er sich jedoch auf sein Zimmer begibt, bittet er, ihm doch eine Kanne Kaffee auf ´s Zimmer zu bringen.
Nachdem Torsten endlich alleine im Hotelzimmer, mit einer Tasse Kaffee in der Hand und seinem Laptop vor sich auf dem Tisch liegend, ist, genießt er den Blick aus dem Fenster auf den nahe liegenden Park der Großstadt. Es verbleibt ihm nicht viel Zeit, die Aussicht zu genießen als sich sein Gewissen meldet, dass er sich ja noch bei seinem Mitarbeiter in der Firma melden wollte. Schnell schließt er seinen Laptop an und stellt die Internet-Verbindung her. Anschließend schreibt er eine Email, dass er gut angekommen sei und ruft auch gleich seine Emails ab. Erleichtert stellt er fest, dass sich unter den vielen Emails keine befindet, wo er hätte sofort selbst vor Ort sein müssen. Zu einigen verfasst er noch kleine Hinweise für seine Mitarbeiter und schickt sie ihnen zu. Nachdem Torsten auch das erledigt hatte, bleibt ihm gerade noch soviel Zeit sich für den Besuch bei der Familie Kuzuami fertig zu machen.
Besonders achtet er auf seine Socken, weil Aiko ihn darauf hingewiesen hatte, dass es üblich sei die Schuhe zu wechseln bzw. sogar in Socken zulaufen.
Zum vereinbarten Zeitpunkt traf er in der Empfangshalle Herrn Wu, welcher ihn abholte. Er bat Herrn Wu ihm bei der Besorgung der üblichen kleinen Geschenke im Hotelshop behilflich zu sein. Nachdem er dieses erledigt hatte, machten sie sich auf den Weg.
Die Fahrt zum Familien-Anwesen dauerte nicht wesentlich länger als zur Firma.
Torsten wurde hereingebeten und dann von Herrn Kuzuami herzlich begrüßt. Dieser stellte ihm seine Frau und auch seine Tochter vor. Als er erkannte, wen er da vor sich sah, traute er seinen Augen nicht. Es war Aiko. Er fühlte sich dadurch jedoch nicht sicherer, was den Verlauf des Abends anbetraf. Während des Abendessens löste sich seine Anspannung und so wurde es ein heiterer Abend mit Aiko und ihren Eltern.
Aiko erklärte ihm, dass sie ihren Vater gebeten hatte, ihn mit in ihr Programmierungsprojekt einzubeziehen. Torsten wunderte sich jedoch, wieso sie auf diese Idee kam, zumal er ihr bisher nichts davon erzählt hatte, was er beruflich machte. Als er sie danach fragte, woher sie wüsste was er beruflich täte, erklärte sie es ihm. Im Chat hatte er wie sie ein Pseudonym benutzt. Mit Hilfe von Google fand sie sein Pseudonym auf seiner privaten Homepage. Über diese hatte sie dann auch die Firmen-Homepage ausfindig gemacht. Spät am Abend fuhr Herr Wu ihn wieder zu seinem Hotel zurück.
Am nächsten Tag in der Firma traf er Aiko und sie zeigte ihm sein Arbeitszimmer, dass er sich mit ihr teilte. Jetzt erklärte sie ihm auch, wobei genau er ihr helfen möge. Sie erklärte Torsten alles Notwendige. Es wurden zwar arbeitsreiche und anstrengende Tage, doch blieb auch Zeit, um sich das Umland von Osaka anzusehen.
Schnell vergingen die Wochen und das Projekt stand vor dem Abschluss. So langsam musste Torsten auch wieder nach Deutschland zurück, denn zwischenzeitlich hatten sich dort auch Probleme ergeben, die seine persönliche Anwesenheit erforderlich machten. Alles lässt sich halt nicht über das Internet erledigen. So berichtete er Aiko, dass er am Ende der Woche spätestens wieder zurück müsse. Aiko wusste auch, dass er wieder zurück musste, denn schließlich hatte er seine Firma in Deutschland. Sie würde später ja auch vom Vater die Firma übernehmen. Am nächsten Tag bereitete Torsten alles für seine Rückkehr vor. Die letzten Tage vergingen viel zu schnell und nun standen sie beide auf dem Flughafen von Tokio. Sie verabschiedeten sich von einander, versprachen aber weiterhin den Kontakt aufrecht zu erhalten.