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Sponsoring oder „Datenverkauf“ ?

Durch einen netten Hinweis ist mir der Artikel

ein ltd. städt. Mitarbeiter: „Auch eine Behörde lebt vom Sponsoring!“

unter die Augen gekommen.

Wer dem Link folgt, kommt über weitere im Artikel aufgeführte Links zu nicht uninterressanten Inhalten.

Es ist zwar Karnevalszeit, und die Bürger werden über die Nachrichten mit netten Informationen von nicht unbedingt legalen Daten-Kontrollen oder -Erhebungen bei Großunternehmen versorgt, aber dass sich nach Lesen des Artikels hier nun auch unsere Stadt mit Sponsoring einreihen möchte, ist aus meiner Sicht nicht nachzuvollziehen. Einfach erschreckend.

Worum geht es also konkret?
Wer heiraten möchte muss ein Aufgebot bestellen. Diese Daten der Hochzeitstermine werden dann öffentlich ausgehängt. Soweit ist alles okay. Doch die Weitergabe an ein Foto-Unternehmen (aus Köln?) stimmt mich arg bedenklich. Auch wenn eine „Behörde leben muss“, dafür zahlen die Bürger ja Steuern, Abgaben oder Gebühren. Dieses auch nicht zu knapp!

Warum, frage ich mich, muss dann ein „Sponsoring“ durch ein auswärtiges (Kölner?) Unternehmen erfolgen? Es gibt auch in unserem Städtchen Fotografen, welche Brautpaare fotografieren würden. Ganz ausgestorben ist dieses Gewerbe ja wohl noch nicht, wie im oben genannten Artikel nachlesbar ist.

Bei dem momentanen „Daten-Karneval“ ist Datenschutz bzw. sorgfältiger Umgang mit diesen wohl nirgendwo mehr gegeben.

Mein Fazit deshalb hier zum Schluß:
Deutschland ist im Datenfluss!
Von überall kommen sie her und gehen überall hin,
Bürger sei auf der Hut,
hüte deine Daten selber gut.

Update:
Habe mir erlaubt einmal mit googlen einige weitere Infos zu finden. Hier ein Ergebnis der Stadt Oldenburg (Oldb) ein Vertrags-Entwurf in pdf-Format.

Liest sich doch wie ein Exclusiv-Vertrag für einen Fotografen. Ob sich die Brautpaare dieses aber auch selbst so vorstellen bzw. wünschen, fragt man sich dann doch. Ist es doch ihr ganz besonderer Tag. Da ist „Abzocke“ durch „Sponsoring“ wohl nicht gefragt, eher die Erfüllung ihrer Wünsche und Vorstellungen. Einschließlich eines Fotografens ihres Vertrauens.

Ein weiteres Ergebnis: Auch in der Stadt Sebnitz gibt es auf Wunsch einen Fotografen.

Da stellt sich die Frage: Übernehmen jetzt die Standesämter einen „Rundum-Sorglos-Service“, der eigentlich sonst von anderen privaten Unternehmen angeboten wird?

Update 24.02.2009:
Am heutigen Tag gibt es in der Neuen Westfälischen dazu einen Artikel unter dem Titel: Exklusiv-Vertrag ärgert Fotografen Untertitel: Stadt sieht sich im Recht.

Nach dem Lesen stellt sich für mich immer noch die Frage nach der Wettbewerbsgerechtigkeit. Ist durch dieses „Sponsoring“ nicht doch ein Nachteil für alle anderen Mitbewerber gegeben?
Bis zum Einfall mit dem „Sponsoring“ galt doch für alle Interressierten, dass sie diese Informationen sich selbst besorgen mußten.
Darf der Staat oder hier speziell eine Kommune einen Datensatz über einen Termin verkaufen – wie andere Unternehmen mit freizugänglichen Daten handeln?
Es soll sich lt. dem verlinkten Artikel ja nicht um die Namen der Personen handeln, sondern lediglich über den Termin der Veranstaltung.

Angeblich sollen die Brautpaare bisher mit dem Ergebnis zu frieden sein, wird im Artikel berichtet. In den Internet-Foren (verlinkt auf dieser Seite) werden jedoch gegenteilige Darstellungen vorgebracht.

Wenn man sich vorstellt, dass nicht nur ein „Sponsoring“ sondern mehrfach an Fotografen die Daten gegen Entgelt gegeben würden, dann könnte man es sich am „schönsten Tag des Lebens“ wie einen Auflauf von Paparazzi vorstellen, von denen jeder den Fotografen-Auftrag vom Brautpaar zu ergattern versucht.
Einen „Spaziergang“ durch ein solches Spalier mit gleicher Frage: „Darf ich Sie fotografieren?“ stelle ich mir allenfalls nervig vor. Das wäre meines Erachtens alles andere als ein Service.

Wandlungsfähigkeit des Zeitgeistes

In der Gesellschaft macht sich breit,
ein Glaube an die Wandlungsfähigkeit.

Kommt sie nicht von ganz allein,
muss es halt mit Nachdruck sein.

Von allen Seiten tönt es laut,
der Staat hat sich zu viel Macht erlaubt.

Es wird gefordert Privatisierung seie recht,
wo der Staat handelt ist es schlecht.

Die Strukturen, Gesetze, seien zu reformieren,
damit unternehmerische Fähigkeiten ungehindert funktionieren.

Eine Agenda wird schnell gründlich vorgenommen,
der ‚Kleinen Mann‘ hat Zeitarbeit oder Grundsicherung bekommen.

Währenddessen können Investoren handeln wie ´s gefällt,
schreiben sie doch gerne mit bei den Gesetzen dieser Welt.

Mit dem Kapital ausgestattet werden Banken,
die dieses für schnelle Kredite verwanden.

In Derivaten oder Zertifikaten gut verpackt muss das Ausfallrisiko rein,
denn eine hohe Eigenkapitalrendite soll das Ziel des Handelns sein.

Über Ländergrenzen hinweg weit gestreut,
tragen das Risiko jetzt andere Leut´.

Es kommt immer wie es kommen muss,
denn an das Finanzsystem dachte keiner zum Schluss.

Beginnt es zu wackeln und gerät aus den Fugen,
fangen sie an nach dem Staat zu rufen.

Jetzt soll der Staat das Finanzsystem wieder richten,
das einige durch den Blick auf Kurzfristigkeit fasst vernichten.

Jetzt dürfen auch weltweit neue Regeln her,
aber keine einschränkenden oder verbietende, bitte sehr.

Bei Sozialismus denkt so mancher an einen Staatsbankrott,
nur mit der ’sozialen‘ Marktwirtschaft kann es weitergehen im gleichen Trott.

Zum Schluss fragt sich so mancher dann,
kommt der erforderliche und notwendige Wandel auch bei allen an?

Ist die Börse ein Wettbüro oder ein Handelsplatz?

Den ungewöhnlichen Kursanstieg der VW-Aktie lässt viele die Augen reiben. Gleichzeitig kommen Fragen auf, wer wie daran beteiligt ist, neben der Titelfrage.
Im folgenden wird hier einmal der Versuch unternommen, dieses deutlich zu machen sowie Antworten auf die Fragen, ausgehende Gefahren für die Beteiligten von Börse, Handelnden und Anleger auf zu zeigen.

Auf Spiegel Online ist der Bericht von Stefan Schultz mit „Experten warnen vor gefährlicher VW-Blase“ überschrieben.
Hier nun, falls die Internet-Seite unter dem og. Link nicht mehr erreichbar sein sollte, der Bericht als Zitat zum Verständnis:

500, 700, fast 1000 Euro: Die VW-Aktie steigt in immer absurdere Höhen und bringt den ganzen Dax durcheinander. Kurzzeitig war der Autokonzern sogar das teuerste Unternehmen der Welt. Experten fürchten einen rasanten Crash – und drängen die Börse zu raschen Gegenmaßnahmen.

Hamburg – Börsianer-Statements klangen an diesem Dienstag noch verwirrter als sonst: „Alles verrückt hier“, sagt ein Postbank-Händler. Ein anderer sagt nur noch „VW“ – und behauptet: „Das erklärt alles.“ Ein dritter sagt, durch VW wirke das Börsengeschehen „deutlich weniger seriös“.

Tatsächlich sind die Kapriolen, die die VW-Aktie zurzeit vollführt, verstörend. Von Montagmorgen bis Dienstagmittag stieg ihr Kurs wie eine Rakete, von ohnehin schon absurden 210,52 Euro auf teilweise mehr als 1000 Euro. Mit dieser Rallye überholte VW vorübergehend sogar Exxon Mobil als wertvollstes Unternehmen der Welt. Bei Börsenschluss kostete die Aktie immer noch über 945 Euro.

Einen solchen Kursanstieg hat es in der Geschichte der Deutschen Börse noch nicht gegeben. Und so hat die Rallye der VW-Aktie die meisten Anleger verblüfft. Einige Experten hingegen nicht. Das Problem habe sich lange angedeutet – VW sei seit Monaten überbewertet.

„Das jetzige Hoch ist nur der Hingucker“, sagt Bernd Schimmer, Chefanalyst der Hamburger Sparkasse. „Schon seit Anfang des Jahres drückt die überbewertete VW-Aktie den Dax künstlich nach oben.“ Tatsächlich, sagt Schimmer, hat das VW-Kurshoch zum Teil die Börsenbeben der Finanzkrise abgefedert.

Seit der Bankrotterklärung der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September sind die Börsen weltweit im Sinkflug. Der Dax brach von 6234 auf zwischenzeitlich rund 4000 Punkte ein. „Ohne VWs Kursboom wäre der Dax noch um mindestens zehn Prozent mehr in den Keller gegangen“, sagt Schimmer, „vermutlich sogar noch mehr.“

Wie es zu der Kursrallye kam

Der Mechanismus, der hinter der aktuellen Kursrallye steht, ist so kompliziert nicht. Er basiert im Grunde auf dem Prinzip Angebot und Nachfrage. Porsche sammelt seit längerem VW-Aktien in kleinen Häppchen, inzwischen hat das Unternehmen seinen Anteil auf 42,6 Prozent aufgestockt, 32,5 Prozent kontrolliert das Unternehmen in Form von Optionen.

Da das Land Niedersachsen, der zweite Großaktionär, ebenfalls über 20 Prozent der VW-Anteile hält, wurde der Anteil der am freien Markt verfügbaren VW-Aktien, der sogenannte Streubesitz, immer kleiner. Gleichzeitig gibt es eine hohe Nachfrage an VW-Papieren – vor allem durch sogenannte Leerverkäufer.

Als Porsche nun am Sonntag bekanntgab, VW über einen Beherrschungsvertrag kontrollieren zu wollen, brach die Panik aus. Inzwischen liegt der Streubesitz nur noch bei rund sechs Prozent des gesamten VW-Kontingents. Das knappe Angebot verursachte einen Run auf die wenigen noch verfügbaren VW-Aktien.

Gefährliche Börsenblase

Das Hoch der VW-Aktie hat inzwischen eine Börsenblase produziert. Das Gewicht des Autobauers im Dax ist überproportional hoch. Bereits am Montag machte der Wert der VW-Titel 16,67 Prozent im Dax aus. Heute werden es nach ersten vorsichtigen Schätzungen über 20 Prozent sein.
20 der 30 Werte im deutschen Leitindex standen zu Börsenschluss dagegen im Minus. „Auch das“, sagt Haspa-Chefanalyst Schimmer, „liegt zum Teil am exorbitanten VW-Kurshoch. Die Stärke der Volkswagen-Aktie schwächt die anderen Dax-Werte“, erläutert er. „Unternehmen, die von der Wertsteigerung der VW-Aktie profitieren wollen, und Leerverkäufer, die für Aktienrückkäufe Kapital benötigen, verkaufen ihre anderen Dax-Werte. Dadurch drückt das Riesenplus von VW viele anderen Werte weiter ins Minus.“

Doch obwohl die meisten Dax-Werte in den roten Zahlen stehen, schloss der Dax über elf Prozent im Plus. „Der Index gibt ein falsches Signal“, sagt Burghof. „Das Gewicht der VW-Aktie im Dax ist so utopisch hoch, dass es die anderen Werte völlig aufhebt. Das kann man schon als Marktversagen bezeichnen.“

Was passiert, wenn die Blase platzt?

Man könnte auch sagen: Im Moment gibt es keinen Dax mehr – nur noch VW. Und das ist ein höchst unberechenbares Konstrukt. Sobald sich der Wert der Aktie normalisiert, drohen dem deutschen Leitindex herbe Verluste. Es gibt mehrere Szenarien dafür. Manche beinhalten einen allmählichen Rückgang des VW-Werts, andere einen plötzlichen – mit gleichzeitigem Börsencrash.
Das harmloseste Szenario ist noch, dass die Nachfrage nach VW-Aktien allmählich wieder sinkt. So vermuten Experten, dass die eminent hohen Preise vor allem von Leerverkäufern produziert worden sind, die ihre geliehenen VW-Aktien kurzfristig zurückgeben müssen. Tun sie dies nicht, begehen sie gegenüber dem Verleiher – meistens einer Bank – einen Vertragsbruch. Sie können dann auf hohe Summen verklagt werden. Zudem droht dem Leerverkäufer ein erheblicher Imageverlust, der es ihm künftig erschwert, sich Aktien zu leihen.

Solche Leerverkäufe dürften allerdings in absehbarer Zeit auslaufen. „Short Sales sind recht kurzfristige Geschäfte“, sagt Finanzexperte Burghof. Ihr Druck dürfte nicht mehr allzu lange auf den VW-Werten lasten. „Laufen allerdings viele Short Sales am selben Tag aus, beispielsweise, da ein Hedgefonds eine große Anzahl an VW-Leerverkäufen getätigt hat, dürfte der Dax deutlich verlieren.“

Was, wenn VW aus dem Dax fällt?

Allerdings, sagt ein Analyst, der nicht namentlich genannt werden will, sei das aktuelle Preishoch nicht unbedingt nur auf Leerverkäufer zurückzuführen. „Es gibt mehrere Aktienfonds, die an den Dax gekoppelt sind oder die Autowerte abbilden“, sagt der Experte. „Wenn die Einlagen solcher Fonds steigen, sind sie gezwungen, neue VW-Aktien zu kaufen.“ Da es aber am freien Markt kaum noch solche Aktien gibt, halte ihre Nachfrage den Preis weiter künstlich hoch.
Ein anderes Szenario ist daher, dass der VW-Wert den Dax bis zum dritten Dezember weiter künstlich aufbläht – und ihn dann mit sich in die Tiefe reißt. Denn am 3. Dezember ist an der Deutschen Börse ein sogenannter Verkettungstermin vorgesehen: Viermal pro Jahr trifft sich der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse, um die einzelnen Unternehmen im Index neu zu gewichten.

Die vorgesehene Obergrenze einer Aktie liegt aber bei zehn Prozent. Finanzexperte Wolfgang Gerke fordert die Deutsche Börse deshalb auf, jetzt zu handeln, zumindest den Wert der VW-Aktie jetzt schon auf die vorgesehene Obergrenze zu beschneiden. „Es kann nicht angehen, dass eine einzige Aktie den Deutschen Aktienindex so stark bestimmt, wie das derzeit der Fall ist“, sagt er im Interview mit SPIEGEL ONLINE.

Ein weiteres Szenario, ist, dass es einen sogenannten „fast exit“ der VW-Aktie gibt. Nach Börsengesetz müssen mindestens fünf Prozent der Papiere in Streubesitz sein. Ansonsten muss der Wert binnen zwei Tagen ausgetauscht werden. Gerke vermutet, dass schon jetzt weniger als fünf Prozent der Aktien in Streubesitz sind.

In diesem Fall aber müsste VW die Börse benachrichtigen. Die müsste die Aktie gegen eine andere austauschen und die Gewichtung der 30 Dax-Werte anpassen. Die Börsenblase würde platzen – und der Dax in den Keller sausen. „Angesichts des ohnehin gespannten Umfelds“, sagt Burghof, „ist ein neues Börsenbeben dann nicht ausgeschlossen.“

Auf n-tv ist unter diesem Link u.a. ein Video mit dem Titel „VW Höhenflug mit Nebenwirkungen Daxchaos sorgt für schlechte Stimmung“ anzusehen, wo das Unverständnis der Börsianer deutlich wird.

Wunderbar offensichtlich ist hier am Montag, 27. Oktober, und Dienstag, 28. Oktober, für jeden sichtbar, wie herrlich Leerverkäufe von Aktien sich auf einen Kurs einer Aktie auswirken kann.
Alle beteiligten Akteure wissen hoffentlich was sie tun!
Meiner Auffassung nach sollte es wohl besser heißen: „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!“

Es wird immer noch lustig auf fallende Kurse gewettet. Dieses Handeln mit Leerverkäufen ist in dieser momentanen Finanzkrise wohl nicht so ganz ungefährlich wie in einem normalen Wirtschaftsumfeld.

Im Krisenticker des Manager-Magazin wird getitelt „Gerüchte um VW-Deal belasten Großbank“. Damit auch hier der Zusammenhang erhalten bleibt, falls die verlinkte Seite nicht mehr erreichbar sein sollte, nun aus dem Ticker folgende Zitate:

Krisenticker
Gerüchte um VW-Deal belasten Großbank

Gerüchte, die SocGen habe sich mit VW-Aktien verspekuliert, lassen den Kurs der französischen Großbank abstürzen. Die Stimmung der US-Verbraucher ist so stark gefallen wie nie. Die Bank of England taxiert die weltweiten Verluste durch die Finanzkrise auf 2,2 Billionen Euro.

16.35 Uhr: Gerüchte um Verluste durch Spekulationsgeschäfte mit der Volkswagen-Aktie belasten Händlern zufolge die französische Großbank Societé Generale. Es gebe Gerüchte, dass SocGen durch Leerverkäufe von VW-Aktien Verluste verzeichnet habe. Die in Paris notierte Aktie fiel am Nachmittag um 16 Prozent auf 31,83 Euro zurück und war damit der größte Verlierer im französischen Leitindex CAC40.

Die Aktie von Volkswagen Chart zeigen lag zugleich 31 Prozent im Plus und kostete 685 Euro. Zwischenzeitlich hatten VW sogar über 1000 Euro notiert. Die Deutsche Börse müsse daher jetzt eingreifen und die Gewichtung von Volkswagen im Dax unverzüglich wieder verringern, forderte Wolfgang Gerke, Mitglied des Börsenrates, im Gespräch mit manager-magazin.de.

Wer noch an den Spekulationen beteiligt ist oder davon betroffen wird berichtet das Handelsblatt vom 28.10.2008 unter dem Titel „Fehlspekulationen VW-Höhenflug kostet Fonds Milliarden“ von Jörg Hackhausen, Sönke Iwersen, Florian Kolf, Ralf Drescher und Sven Afhüppe.
Damit auch hier der Zusammenhang erhalten bleibt, falls der Bericht über den vorgenannten Link nicht mehr erreichbar sein sollte, folgendes Zitat daraus:

Auslöser sind offenbar Hedge-Fonds, die vergeblich auf einen Kurssturz von VW spekuliert hatten. Sie hatten geliehene VW-Aktien verkauft und müssen sie jetzt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt mit riesigen Verlusten zurückkaufen. Nach Informationen des Handelsblatts aus Bankkreisen soll allein der Londoner Hedge-Fonds Marshall Wace zwischenzeitlich mehr als fünf Milliarden Euro verloren haben. Marshall Wace wies dies zurück und sprach von einem nur wesentlich geringeren VW-Verlust. Aktuell liege das Risiko für Marshall Wace bei weniger als 50 Millionen Euro. Den Kreisen zufolge soll sich auch der von der Wall-Street-Legende Richard Perry geführte Fonds Perry Capital in großem Ausmaß verspekuliert haben. Ferner sei der Investor Greenlight Capital mit seinem VW-Engagement tief unter Wasser, erfuhr das Handelsblatt aus unternehmensnahen Quellen. Brancheninsider sprechen davon, dass zahlreiche weitere Hedge-Fonds und auch Investmentbanken bei VW gerade einen Alptraum erleben.

Der elf Milliarden Dollar schwere Perry Fonds musste erst in den vergangenen Tagen Entlassungen bekannt geben – eine praktisch unvorstellbare Situation für Richard Perry, einen der angesehensten Geldmanager weltweit. Doch aktuell ist sein Fonds genau so in der Verlustzone wie viele andere. Nach Angaben des Branchendienstes Hedge Fund Research lag der Durchschnittsverlust bei den weltweit rund 10 000 Fonds bereits vor den Turbulenzen bei VW bei 17,6 Prozent.

Der unerwartete Kursanstieg trifft nicht nur Spekulanten, die auf fallende VW-Kurse gesetzt haben. Insbesondere Index-Fonds sind dazu gezwungen, Volkswagen-Aktien zu den aktuell absurden Preisen zu kaufen. Diese Fonds orientieren sich rein technisch daran, welche Aktie wie viel Prozent in einem Index ausmacht. Wenn also die VW-Aktie massiv steigt und der Dax gleichzeitig sinkt, erhöht sich der VW-Anteil extrem. Dies löst bei softwaregesteuerten Fonds Kaufanweisungen aus. Bei der Gegenbewegung nehmen sie die Verluste voll mit.

Entsprechend laut sind die Forderungen, dass die Deutsche Börse und die Finanzaufsicht eingreifen. „Im jetzigen Exzess muss die Börse reagieren“, sagt Christian Stocker, Indexexperte der Unicredit. Bei Volatilitäten wie bei VW müsse eine Aktie auch vom Handel ausgesetzt werden können. Auch Michael Punzet von der DZ Bank, der den heutigen Anstieg der Aktie am Vortag fast exakt vorausgesagt hat, fordert die Deutsche Börse zum Handeln auf. „Durch den VW-Anstieg im Dax ergeben sich massive Verwerfungen – zum Beispiel bei Absicherungsgeschäften von Versicherungen und Fonds“, sagt Punzet.

Auch die Politik reagierte am Dienstag alarmiert auf die Kurskapriolen der VW-Aktie. „Das ist Wahnsinn“, sagte SPD-Finanzexperte Joachim Poß. Solche irrationalen Kursverläufe müsse man sich genau anschauen. Otto Bernhardt, finanzpolitischer Sprecher der CDU, will prüfen lassen, ob der Gesetzgeber gegen diesen Irrsinn regulierend eingreifen muss. Die Fraktionsarbeitsgruppe Finanzen soll bereits in der nächsten Woche über mögliche Regulierungsinstrumente beraten, sagte Bernhardt dem Handelsblatt.

Die Börse sieht keinen Handlungsbedarf. Die Kritik vieler Marktteilnehmer, die Börse hätte die VW-Aktie aufgrund der extremen Kursanstiege aussetzen müssen, wies ein Sprecher zurück: „Das gibt unser Regelwerk nicht her.“ Es gebe drei Gründe für Handelsaussetzungen: wenn Aktien nicht lieferbar sind, wenn bei ausländischen Werten die Notierung am Heimatmarkt ausgesetzt ist oder wenn die Informationslage über ad-hoc-pflichtige Tatbestände wie eine Gewinnwarnung unklar ist. „Nichts davon traf bei VW zu“, sagte der Sprecher.

Dennoch wird hinter den Kulissen nach Lösungen gesucht. Schon heute könnte die Börse nach Handelsblatt-Informationen eine Entscheidung über den weiteren Umgang mit VW fällen. Der Index-Anbieter Stoxx hat bereits angekündigt, die VW-Gewichtung im Euro Stoxx 50 zu überprüfen. Die Finanzaufsicht BaFin sucht derweil Anhaltspunkte für Marktmanipulationen oder Insiderhandel.

Dem vorigen Zitat ist zu entnehmen, dass auch der BaFin und einigen Politikern wohl die Kapriolen nicht entgangen sind. Bisher gibt es ja nur ein auf die Aktien von Banken ausgesprochenes zeitlich begrenztes Leerverkaufsverbot.
Nun durften alle wieder einmal zu sehen wie beim VW-Aktienkurs u.a. Hedgefonds die Börse nicht als Handelsplatz sondern als Casino bzw. Wettbüro missbrauchten.
Auf die Anfangsfrage kann momentan nur geantwortet werden, dass meines Erachtens die Börse ist erst dann ein Handelsplatz ist, wenn das Wettbüro bzw. die dazu benötigten Möglichkeiten verboten werden. Auf eine umgehende Schließung des Casinos zu wetten wird dem geneigten Leser überlassen.